Er kann schwimmen, sich auf der Stelle drehen und bietet puren Luxus: Mit dieser martialischen Trutzburg beeindruckt BYDs Nobelmarke Yangwang selbst eingefleischte Land-Rover-Fans. Testfahrt im Yangwang U8, Bilder, Preis.
Konkurrenz für Tesla Cybertruck
Geländetauglich, schwimmfähig, robust
Elektroantrieb mir Range Extender und 1000 km Reichweite
Er ist die Antwort auf Teslas Cybertruck und stiehlt zugleich Offroad-Ikonen wie der Mercedes G-Klasse oder dem Land Rover Defender die Schau. Wohl mit keinem Auto kann man stilvoller dem Weltuntergang davon fahren wie mit dem Yangwang U8 – BYDs neuem Aushängeschild.
Innen in Lack und Leder gekleidet, bei 5,40 Metern Länge und 3,05 Metern Radstand hat er Platz ohne Ende. Mit je einer E-Maschine pro Rad sowie einem Range Extender für expeditionstaugliche Reichweiten ist er potenter motorisiert als alle Konkurrenten. Und auch geländetauglicher: Mit variabler Bodenfreiheit, einem halben Dutzend Offroad-Programmen sowie drei schaltbaren Sperren und einer Unterstützung fährt er an Land weiter als die meisten anderen SUVs.
Der Yangwang U8 kann schwimmen
Auch im nassen Element ist der U8 der Konkurrenz voraus: Er kann mit einer eindrucksvollen Wattiefe von einem Meter aber nicht nur durch Gewässer fahren. Die Karosserie ist so gut abgedichtet, dass der Koloss trotz seiner 3,5 Tonnen mindestens eine halbe Stunde lang dahintreiben kann, während die drehenden Räder die Richtung vorgeben und beschauliche Geschwindigkeiten von maximal drei km/h ermöglichen sollen.
Sobald die 22er-Walzen wieder Kontakt zum Boden haben, geht es weitaus flotter voran. Weil die vier E-Maschinen zusammen 1196 PS (!) und 1280 Nm leisten, schüttelt der U8 sein kolossales Gewicht beim Kickdown förmlich ab, katapultiert sich in 3,6 Sekunden auf Tempo 100 und danach unbeirrt weiter bis 200 km/h, nur um beim Bremsen gleich noch einmal zu imponieren: Wenn sich die Zangen um die pizzatellergroßen Scheiben legen und dann noch die volle Rekuperation einsetzt, bleibt einem schon mal die Luft weg, so schwer fällt man dabei in den Gurt.
Elektroantrieb mit Range Extender
Natürlich braucht es dafür jede Menge Energie. Und selbst der größte Akku würde für akzeptable Reichweiten kaum reichen – oder die Gewichtsgrenzen völlig sprengen. Deshalb beschränken sich die Chinesen auf bescheidene 49 kWh Akkukapazität und bauen noch einen Range Extender ein. Wenn der Saft nach 180 Kilometern nach chinesischer Norm zur Neige geht, springt deshalb ein 2,0-Liter-Benziner an und produziert aus 75 Litern Sprit den Strom für mehr als 800 Kilometer. So kommt der U8 auf eine Gesamtreichweite von 1000 Kilometer.
Zum absoluten Hingucker wird der Abenteurer auf einem freien Stück Asphalt. Dann drehen die Räder in Gegenrichtung, der Koloss wird zum Kreisel und macht auf Knopfdruck so lange eine Panzerkehre, bis das Profil runter ist und die Straße ein großer schwarzer Donut ziert. Weil das der kommende Mercedes EQG auch kann, hat sich Yangwang noch ein zweites Gimmick mit praktischem Nutzwert einfallen lassen. Denn um den Kunden das Parken mit dem Koloss zu erleichtern, genügt es, nur mit der Spitze in eine Lücke längs zur Fahrbahn zu rollen und das Heck schwingt sich dann mit quietschenden Rädern wie von selbst schräg hinterher.
Mit Luxus gegen BMW, Nio und Co.
Kann man das alles ernst nehmen? Das sollte man, schließlich ist Yangwang nicht irgendein wackeliges Start-Up mit großen Ideen und kleiner Modellpalette. Sondern die neue Luxusmarke von BYD – jenem chinesischen Giganten, der mehr Elektroautos produziert als Tesla und alle deutschen Hersteller zusammen. Mit dem U8 wollen die Chinesen nicht nur Mercedes, BMW oder heimischen Konkurrenten wie Nio Paroli bieten, sondern auch neue Technologien erproben.
Nicht umsonst ist der U8 das erste Auto auf einer neuen Plattform, bei der Fahrdynamik und Fahrkomfort mit künstlicher Intelligenz gesteuert werden. Denn es kommt noch mehr: Um den Stammsitz in Shenzhen drehen schon die ersten Prototypen des U9 ihre Runden. Die 1300 PS starke Flunder soll zum elektrischen Ferrari-Fighter werden.
Preis Yangwang U8: Ca. 140.000 Euro
Der U8 räumt auch mit einem Vorurteil auf. Wer bei chinesischen Herstellern noch immer an Billig-Autos denkt, dem raubt die Rechnung für den Riesen den Atem: 1,1 Millionen Yuan oder umgerechnet 140.000 Euro machen den U8 zu einem der teuersten Autos aus chinesischer Produktion. Seinem Erfolg tut das offenbar keinen Abbruch: Seit der Premiere 2023 schiebt BYD einen Berg von 30.000 Bestellungen vor sich her und läuft mit 1500 Autos pro Monat am Limit der Produktion.
Deshalb wird es mit dem Export nach Europa womöglich noch dauern. Doch dass der U8 seinen Weg zu uns findet, gilt als ausgemacht. Ende Februar 2024 wird er schon mal auf dem Genfer Autosalon zu bewundern sein.
Text: Thomas Geiger
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